Ein Plädoyer für Fangates auf Facebook
„Fangates sind sowas von 2012“ sprang mir ein Artikel von allfacebook.de vor knapp einem Monat entgegen. Zum Start des Blogs möchte ich daher ein Plädoyer für Fangates abgeben. Zumindest aber bin ich der Meinung, dass sie nicht komplett überfällig sind.
Das Grundproblem ist nicht das Fangate
Das Grundproblem vieler Facebook-Apps ist nicht das Fangate, sondern der Inhalt dahinter: Irrelevante Apps mit irrelevanten Gewinnspielen. Wenn meine Firma nichts mit Technik zu tun hat, dann brauche ich keine iPads verlosen. Die Fans, die ich dann über ein Fangate gewinnen würde, sind in diesem Fall tatsächlich wertlos. Schuld ist dann aber nicht das Fangate – sondern der Content dahinter.
Hilfe – die Interaktionsrate
In dem Artikel von allfacebook fällt als Argument contra Fangate die Interaktionsrate. Die These: Nutzer klicken schon „gefällt mir“ wenn sie die Inhalte interessieren. Ansonsten würden sie eh nur die Interaktionsrate runterziehen.
1) Die Interaktionsrate ist meiner Meinung nach ohnehin ein völlig irrelevanter Wert, zumindest so wie er aktuell von vielen Fanpage-Admins gemessen wird. Wenn ich eine wirklich relevante Interaktionsrate messen will, dann muss ich meine potentielle Zielgruppe auf Facebook als Ausgangswert nehmen und mit den tatsächlich erreichten bzw. den tatsächlich aktiven in Korrelation setzen. Als Basis für die Interaktionsrate die Anzahl der Fans zu nehmen ist der falsche Ansatz. Ein inaktiver Fan tut dem Betreiber einer Page außerdem überhaupt nicht weh. Und nein: Das ist kein Plädoyer für Fankauf und Fans als KPI, im Gegenteil: Die Fananzahl ist absolut sekundär. Aber:
2) Man kann nicht davon ausgehen, dass jeder Nutzer der die Facebook-App toll findet, nach einer Interaktion mit ihr von sich aus auf „Gefällt mir“ klicken würde. In diesem Moment hat der Nutzer die Aktion im Kopf. Danach ist er eventuell in einer Canvas-App gelandet, in der er ohne weiteres gar nicht mehr das Seitenumfeld, sprich die Fanseite als Besitzer der App, wahrnimmt. Noch schlimmer: Vielleicht weiß er dann gar nicht, dass die App von einer bestimmten Seite kommt, weil er direkt in eine Canvas-App einsteigt. Die Mühe nach dem Eigentümer der Facebook-App zu suchen wird sich Otto-Normal-User sicher nicht. Mit einem Fangate vor der App hätte der Betreiber ihn jetzt in den Fans und so zumindest die Chance, dass er interagiert. Ohne Fangate ist er einfach (für den Moment) verloren – Chance verspielt.
Das Fangate außerhalb von Facebook
Wer das Fangate jetzt immer noch prinzipiell merkwürdig findet, mag Facebook einmal verlassen. Dass Unternehmen für einen Vorteil eine gewisse Gegenleistung beanspruchen ist überall normal. Ansonsten können wir alle unsere Dienstleistungen auch verschenken. Auf Facebook ist die einfachste Gegenwährung ein Like. Noch besser ist dann nur noch der Nutzer, der wirklich regelmäßig interagiert.
Wer nicht liken will, ist keine Zielgruppe
Hart formuliert: Ein Like tut den Nutzern bei den meisten Marken nicht weh. Für den Nutzer bedeutet es, dass er ab und an Posts des Unternehmens sieht. Eine andere Situation: Das Unternehmen interessiert ihn gar nicht und er will nur bei dem Gewinnspiel mitmachen? Perfekt – denn hier ist das Fangate sogar ein guter Filter. Vielleicht hat das Unternehmen dadurch weniger Teilnehmer am Gewinnspiel, aber diese Nutzer können sich dann mit der Marke identifizieren und interessieren sich wahrscheinlich auch für die Produkte.
Fans wollen einen Vorteil
Zu guter Letzt zeigt ein Fangate den bestehenden Nutzern auch, dass sie Vorteile davon haben Fan zu sein. Wenn es „nur“ die Inhalte sind, kann ein User auch die Fanseite als Lesezeichen setzen und ihr den täglichen Besuch abstatten. Unternehmen sollten daher Fans das Gefühl geben, dass sie durch einen Like eben echte Mehrwerte bekommen – ein Hauch von Exklusivität schadet nie. Ein Fangate ist daher eine Art Türsteher. Und die Clubs, bei denen nicht jeder sofort reinkommt sind selten die schlechteren (ja ich weiß: Der Vergleich hinkt natürlich ein wenig da ein Fangate ein ziemlich lockerer Türsteher ist).
50 Cents ins Phrasenschwein: Content ist trotzdem King
Dass gute Inhalte ohnehin das Wichtigste auf Facebook sind, möchte ich an dem Punkt noch einmal unterstreichen – sie sind der Schlüssel zum Erfolg. Fangates helfen dabei, dass diese Inhalte auch in Zukunft Sichtbarkeit erlangen.
Fangates sind nicht tot !
Fangates sind meiner Meinung nach überhaupt nicht tot. Um das zu relativieren: Es gibt genug Situationen, in denen sie unpassend sind bzw. falsch eingesetzt werden. Aber: Wenn eine Seite bzw. eine Facebook-App einen echten Mehrwert hat, dann ist es meiner Meinung nach völlig in Ordnung diesen Mehrwert nur den Nutzern zugänglich zu machen, die im Gegenzug auch gerne ein „gefällt mir“ für die Seite geben. Den Usern, die sich wirklich für die Marke interessieren, tut das nämlich überhaupt nicht weh.
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